Mein NACHRUF für einen Freund:
Der Bildhauer Wieland Schmiedel ist tot. Er starb am 20. Mai 2021 im Zusammenhang mit einer Krebserkrankung, gegen die er schon einige Zeit ankämpfte. Das ist nicht nur ein Verlust für seine Familie und Freunde, sondern auch für unser Land, er war einer seiner bedeutendsten Künstler und hat ein umfangreiches und markantes Werk hinterlassen. Wieland Schmiedel wurde 1942 in Chemnitz geboren und lebte und arbeitete seit 1966 in Crivitz bei Schwerin, dort ab 1976 als freischaffender Bildhauer. Er war zuvor Meisterschüler an der Akademie der Künste in Berlin. Besonders prägend für seine künstlerische Arbeit wurde eine allzeit drängende Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Zuständen und Prozessen, die er sensibel bis radikal zu formal eindringlichen Bildwerken gestaltete, welche an vielen öffentlichen Orten Deutschlands seit 1980 bis in die Gegenwart ihre Wirkung entfalten. Im Bereich der Denkmalsplastik hat er Lösungen gefunden, die auf nationaler Ebene neue Maßstäbe setzten, so z. B. mit seinem Stelenprojekt ERINNERN – HEUTE FÜR MORGEN entlang der Todesmarschstrecken 1945, welches von 1992 bis 1996 an der B 321 zwischen der Landesgrenze zu Brandenburg und Schwerin realisiert wurde. Sein herausragendes künstlerisches Schaffen erlangte große, auch öffentliche Anerkennung, unter anderem 2009 mit dem Kulturpreis des Landes Mecklenburg-Vorpommern. Etliche Arbeiten seines umfangreichen Schaffens befinden sich in wichtigen Museen und Sammlungen, so u. a. in der Nationalgalerie Berlin, der Skulpturensammlung Dresden, der Galerie Junge Kunst Frankfurt/Oder, im Staatlichen Museum Schwerin oder in der Sammlung Ludwig Galerie Schloss Oberhausen. In der Landeshauptstadt Schwerin ist Wieland Schmiedels Schaffen u. a. seit 1982 mit der Denk- und Gräbermalanlage im Grünen Tal und am Südufer des Pfaffenteiches seit vielen Jahren mit seiner dreiteiligen Skulptur METAMORPHOSEN (1994) für alle wahrnehmbar und öffentlich präsent.
(Mai 2021)
Erklärungsversuche:
Kunst findet in der den Erdball überziehenden Zivilisation überall dort statt, wo in ihr und häufig auch ihr zum Trotz gelebt wird, und das Leben ist sogar überall dort zu Hause, wo der Mensch unbewusst oder bewusst zu seiner Eindämmung die Raster seines Unverstandes ausgebreitet hat. Es geht dagegen an, und das liegt in der Natur alles Lebendigen wie in der des Menschen auch – trotz seiner Unvollkommenheit. Das künstlerische Tun, das in diesem Sinne Bilder-Machen z. B., ist seine besondere Fähigkeit, auch im Chaos, selbst im „nur“ geistig durchlittenen, in einer neuen (ästhetischen) Ordnung einen Halt zu finden …
(aus einer Rede über junge Künstler, 2001)
Die Natur, alle Materie in der Wandelbarkeit ihrer Erscheinungen, einschließlich der lebendigen samt Mensch, ist voller Gestalt und Gestalten – es liegt am Künstler, ihrer chaotischen Seele die Ordnung zu entreißen und sichtbar zu machen, damit Menschen oder zumindest er selbst, besser in ihr leben können. Hierin ist er dem Wissenschaftler verwandt – der eine will alles sehen und neu gestalten, der andere alles wissen und verbreiten… Um gestern wie heute Maler zu sein, galt und gilt es, das Sichtbare mit dem Gewußten zu verbinden, auf untrüglich seltsame, eben eigene Art – in der Regel genügen hierzu ein kleines Stück Erde und ein großer innerer Horizont. …
(aus einem Text über den Maler Matthias Wegehaupt, 2013)
Als Einstieg vorerst folgende Publikationen als lesbare Einzelbeispiele:
SEHNSUCHTSZIEL UND ZUFLUCHTSORT? Das Land an und unterhalb der Küste in der ehemaligen DDR – veröffentlicht in „Meer, Strand und Himmel als Sehnsuchtsziel und Zufluchtsort der Künstler seit Edvard Munch“, hrsgg. v. Eckhardt Gillen bei HINSTORFF, 2005
DIE KUNST DER COLLAGE – die kunsthistorische Bedeutung ihrer Methode und
26 Einzelpositionen aus Mecklenburg-Vorpommern (Ausstellung und Katalog, KUNSTRAUM TESTORF; 2010)