Fotografie

Das Bild Mecklenburgs ist vielleicht am besten zu erfassen, wenn man es in Pfützen taucht …

ERDE, WASSER, MENSCH 3; Bülow/Nordwestmecklenburg, 1999

Über mein Fotografieren, neue Technologien, Hoffnungen (27.02.2001):

Meine fotografische Ambitioniertheit erlangte ihren künstlerischen Sinn tatsächlich erst durch die Möglichkeit der rechnergestützten Arbeit am heimischen Tisch – im Erreichen einer fast völligen Unabhängigkeit in der Herstellung eines Bildes – vom Sehen vorher da draußen bis zum ausstellungsreifen Druck (zumindest bis zu einer bestimmten Größe) hier drinnen: Nahezu alles liegt in meiner Hand, in meinem Kopf – ich bin frei in meinen Entscheidungen und in der Zeit. Mein Verstand und meine jeweils gegenwärtigen Gefühle, der momentane „Herzschlag“ also, bestimmen das Wesen meiner Arbeit. So wie es sein sollte. Insofern stellt sich mir die Computertechnologie als eine höchst „demokratische“ Entwicklung innerhalb der menschlichen Zivilisation dar, weil sie die Selbständigkeit und die Freiheit des Individuums sowohl braucht und voraussetzt als auch fördert.

Allerdings glaube ich auch, dass das nur dann zutrifft und dies gerade für die Kunst, wenn z.B. deren Erzeugung nicht der „Maschine“ anheim gegeben, sondern sie, wie jede andere Erfindung auch, als Werkzeug genutzt wird, um gerade auch die Natur und unsere gesamte gesellschaftliche Umwelt noch genauer erfassen und begreifbar machen zu können und unsere Ansichten und Vorstellungen davon nur noch deutlicher zu gestalten…

Die „Idee“ von einem Bild hat weder meine Spiegelreflex- oder Digitalkamera, noch liegt sie in meinem Rechner und seinen Programmen oder im Drucker verborgen, sie geben Geräusche von sich, aber nicht die des Blutes, welches ihnen nicht zusteht… So gewinne ich meine Bilder alle und ausschließlich aus der Anschauung und meinen Erfahrungen mit der Welt: Ich spüre meinen Herzschlag, wenn ich sehe, und nur so finde ich sie, draußen, allein in der Natur oder unter den Menschen. Auch wenn manch einer, angesichts meiner Bilder, mir das einfache, „geschlossene Seherlebnis“ nicht gleich „abnimmt“ – sie sind ein solches alle. Weder „verzerre“ noch manipuliere ich Farbe und Formen auf andere Weise – Programme zur Fotobearbeitung nutze ich nur zur Überprüfung der Aufnahmequalität und zur Grundeinstellung des Wertes für die Art der Präsentation (Druck oder Web). Der Bildschirm hilft mir also „nur“ dabei, die Auswahl zu treffen und sie zu einer Botschaft in notwendig ästhetisch anspruchsvoller Erscheinung zu präzisieren. Der Rechner brummt, mein Herz schlägt. Und ich habe (paradoxerweise?) durch die Möglichkeiten der Technologie meine Lust gesteigert, auf es zu hören wie mein Vermögen, daraus zu schöpfen.

Also bestätigt all das meinen Glauben, dass dieser Fortschritt, die Verfüg- und Herstellbarkeit von Informationen jeglicher Art und Größe durch (theoretisch) jeden Menschen an nahezu jedem Ort und ihre kommunikative Austauschbarkeit zu jeder Zeit, nicht nur die Weltwirtschaft und alle übrigen gesellschaftlichen Verhältnisse auf der Erde revolutionieren wird, sondern auch das Verhältnis des Einzelnen zur Wirklichkeit. Er wird, so hoffe ich, letztlich auch zu einer Besinnung des Menschen auf das Wesen und die objektive Großartigkeit und Vielfalt der Erscheinungen des uns umgebenden Universums der Natur führen, der Schöpfung, von der wir immer ein Teil bleiben werden. Und das gerade, weil die Gefahr für zu Viele so groß scheint, sich schon mit der Information vom Wirklichen zu begnügen und gar sogenannten virtuellen Realitäten zu verfallen.

So können und sollen auch meine Arbeiten als ein Beispiel dafür dienen, wie Technik Natur in einem komplexen Sinne nicht aus- sondern aufschließt – im Kunstwerk zumindest die Ahnung von den Geheimnissen ihrer Schönheit vermittelt und dadurch eine neue Art von Achtung vor den Wesen und Dingen, die außer und ohne uns sind


Nachfolgend können Sie eine kleine Auswahl von Beispielen aus verschiedenen, mir wichtigen Themenkomplexen betrachten, denen entsprechende Überschriften vorangestellt sind. Dieser Exkurs wird sporadisch von mir bearbeitet, erweitert und präzisiert:

Natur, Kultur, Lebensraum:

EISWALD 4; Unesco-Buchenwald bei Sassnitz, Rügen, 31.12.2010
DER SCHMERZ – 1 von 96, LS 03 b. Schwerin, März 2001

Hier mein Text zum Bild: DUMMHEIT UND GEWALT

LAND UNTER; Lausitz, 2012
FAHREN UND BEWAHREN; Murnau, 2013

Interieurs und Stilleben:

VERSTAUBT (aus der Folge: Polstermöbelwerk Schlummerglück, Mölln, 2001)

….Ulrich Rudolph hat die Fähigkeit, wie zufällig erscheinende Situationen aufzufinden, den Reiz des Augenblickes wie ein Stilleben zu sehen und festzuhalten. In einem Moment werden Strukturen deutlich, fächern sich Farben und Formen auf, bilden sich Kontraste. Die Materialität wird deutlich. Eisen, Holz, Stein, Kunststoff, Stoff … sind zu erkennen und verlieren sich, werden flächig wie eine Farbkomposition. Diese Stilleben erwecken den Eindruck des Erwartens. Bewegung ist vorüber, wie gefroren. Fast nutzlos und unaufgeräumt wirken die festgehaltenen Momente. Und doch könnte sogleich ein Mensch ins Bild treten, der etwas sucht, wegräumt, vorbei geht, neue Ordnungen schafft. Schon im nächsten Augenblick kann sich alles verändert haben. Es wurde hinterlassen ohne erkennbare Absicht. Diese entsteht erst durch den Künstler, der die ästhetische Qualität erfasst, dem Bild die Orientierung verleiht.

Gunter Haedke (Berlin), 2008

Faszination WASSER:

HERBSTLEUCHTEN III; Stausee im Bergischen Land, 2019
AHR TAGS; bei Schuld (Eifel), 2000
AHR ABENDS; bei Schuld (Eifel), 2000
UNTER DER BRÜCKE (RADEGAST); Gadebusch, 2000
OSTSEEWESEN; bei Kühlungsborn, 2023

WASSERWELT Swimmingpool; Bülow, 2002 – 2005:

WW 37; 2005 oder DER WAHN VON DER HERRSCHAFT DES MENSCHEN

SCHLOSSTEICH; Graupa, 2018
QUELLFLUSS BEI MOSTAR; Bosnien, 2023

Menschenbilder:

MADAME; Normandie, 2019

DIE HÄNDE DER TAPFEREN GÄRTNERIN (für B.), 2021